TSV Bonn rrh. 1897/07 e.V. - Abteilung Ju-Jitsu

Das Ju-Jitsu

Ju-Jitsu Kanji

Was ist Ju-Jitsu ?



Auszüge aus "Nihon Jujitsu to Gaijin Jujitsu oder was ist Ju-Jitsu ?"
von Marcel Vanderschaeghe, 7. Ausgabe © 2001



Japanische Titel

Japanische Titel im Budo-Bereich können sehr verwirrend sein, da sie mehrere Bedeutungen haben.
Hier also einige Erklärungen ohne auf Zusatz-Titel einzugehen

Senpai:
• Senpai bedeutet Senior.
• dies kann jemand sein der einen Stil länger trainiert, z.B. kann ein shodan (der seit 20 Jahren trainiert) der Senpai eines sandan (der „nur“ seit 15 Jahren trainiert) sein
• als Senpai bezeichnet man auch shodans und nidans
• höhere Dangrade in einer Organisation
• der nächste Danträger unter dem Dojo-Sensei der für die Disziplin im Dojo verantwortlich ist

Sensei:
• Sensei bedeutet Lehrer oder Meister im herkömmlichen Sinne
• es kann ein Kyu-Grad sein der unterichtet
• ein sandan und yondan
• ein älterer Lehrer im Dojo (Senior Instructor)
• der Lehrer einer Schule (Ryu)
• der Begründer eines Stils mit dem 10. Dan

Shihan:
• Shihan bedeutet Meister/Lehrer der Meister
• Träger des 5. Dan aufwärts

Mindest Alter für Ju-Jitsu

In der Regel ist das Alter, in Deutschland, Für Ju-Jitsu ca. 13 bis 14 Jahre
Im Grunde jedoch bleibt es jedem Sensei (Meister) selber überlassen, ab welchem Alter er Schüler unterrichtet.
Der Goshin-Jitsu Verband NRW e.V., zum Beispiel, erlaubt auch das Unterrichten von Kindern, wobei jedoch die Techniken sehr reduziert und „entschärft“ wurden.
Da jeder Ju-Jitsuka jedoch eine große Verantwortung hat (er ist ja sozusagen „gefährlich“), ist es vernünftig das Alter bei 14 für Jungen und 13 für Mädchen zu halten.
Abgesehen davon ist in der Regel die physische und psychische Vorraussetzung für ein ernsthaftes Selbstverteidigungstraining erst in diesem Alter gegeben.

Trainingsstätte des Ju-Jitsu

Der Ort des Trainings ist das Ryu (Schule).
Im Ryu befindet sich die eigentliche Trainingsstätte, das Dojo.
Das Dojo ist mit Tatamis (Matten) ausgestattet.
Da das Dojo eine „heilige“ Stätte ist, ist sowohl körperliche als auch geistige Sauberkeit von höchster Wichtigkeit.
Das Dojo wird aus Respekt an- und abgegrüßt, diese Ehrerbietung kommt dem ganzen Dojo, also auch den Tatamis, zuteil.
Das An- und Abgrüßen wird vor dem Betreten bzw. Verlassen des Dojos praktiziert.

1. Ju-Jitsu als Grundstock für das Kodokan-Judo
Jigoro Kano (1860 - 1938) stammt aus Mikage, einer Küstenstadt nahe Kobe, seine Familie zog 1871 nach Tokyo.
Auf Empfehlung eines Dr. Yagi kam Kano im Alter von 17 Jahren zu Hachinosuke Fukuda (1837 - 1879), einem Lehrer der Tenshin-Shinyo-Stils, der auch am kaiserlichen Institut für Kriegskünste tätig war.
Yagi selbst soll zuvor dem jungen Kano erste Unterweisungen im Ju-Jutsu gegeben haben, jedoch hatte er ihn damals für ein ernsthafteres Training als noch zu jung angesehen und deshalb den Unterricht auf einige Grundübungbeschränkt.
Nachdem Fukuda 1879 gestorben war, ging Kano zu einer anderen Tenshin-Shinyo-Schule, jener von Masamoto Iso, dem Sohn von Mataemon Iso, dem damals 62 Jahre alten Shihan des Ryu. Kano durfte bald als sein Assistent fungieren und wurde mit 21 Jahren Meister des Tenshin-Shinyo-Ryu.
Als Iso erkrankte verließ Kano die Schule, da er nicht nur lehren sondern auch lernen wollte. 1881 ging Kano zur Kito-Schule von Tsunetoshi Ikubo, der als Wurftechnik-Experte galt und im Training wiederum den freien Kampf besonders betonte.
In dieser Lehrzeit fällt bereits die Gründung des Kodokan. Im Jahre 1882 eröffnete Kano ein kleines Dojo. Es hatte lediglich 12 Tatami, wo Kano mit ein paar wenigen Getreuen seinem eigenen Studien nachging.In diesem Zusammenhang wird immer von „10 Männer der ersten Stunde“ (inkl. Kano) gesprochen.
Es waren in Wirklichkeit aber mehr. Die Zahl der Anhänger und Mitarbeiter Kanos in jenen frühen Tagen läßt sich damit erklären, daß sie die ersten Kodokan-Mitglieder waren, die den erst etwas später eingeführten „Eid des Kodokan“ leisteten bzw. unterzeichneten.
Die ersten offiziell registrierten waren:

Yamashita, Yokoyama; Kai, Higuchi Seiko, Matsuoka, Saigo Shira, Arima, Nakajima und Tomita.

1884 besiegte Kano schließlich seinen Lehrer beim Randori (er kam öfters zu Kano um beim Unterricht zu helfen), worauf hin er meinte Kano solle ihn unterrichten.
Dies war das eigentliche Geburtsjahr des Kodokan-Judo. Das „Geheimnis“ Kanos, der mit dn Techniken Uki-Waza und Sumi-Gaeshi gesiegt haben soll, bestand darin, zuerst das Gleichgewicht seines Gegners zu brechen oder zu stören, um ihn danach mit der eigentlichen Angriffs- technik leichter zu Fall bringen zu können.

Er war allerdings nicht ihr Erfinder, denn Mataemon Iso hatte dieses Prinzip bereits seine Schüler gelehrt, daher war auch Kano damit vertraut. Die Wurzel hierfür sind in einem uralten Jujitsu-Prinzip zu finden, das da lautet:
„Wenn der Angreifer kommt, so heiße ihn willkommen. Wenn er geht, schicke ihn auf seinem Weg!“

Ausgehend von der Idee der Gleichgewichtsbrechung (Kuzushi) stieß Kano auf die Frage, wie man einen starken Gegner aus dem Gleichgewicht bringen könne. Die Lösung bestand darin, die Bewegung eines Angreifers über dessen Standfläche zu verlängern. Dies ist aber nur in jener Richtung möglich, in der er sich selbst bewegte.So entstand der Grundsatz:

„Siegen durch Nachgeben“.

Die Kampfstrategie war folgende:

„Wenn der Gegner stößt, dann ziehe ihn, wenn der Gegner aber zieht, dann stoße ihn !“

In allzu vereinfachten Darstellungen der Judo-Geschichte, selbst in der offiziellen des heutigen Kodokan, wird nicht mehr verraten, als daß „Kodokan“ besonderen Bezug auf das so wichtige „Studium des Weges“ nimmt und das „Jitsu“ durch „Do“ ersetzt wurde, um die Wichtigkeit des „Weges“ hervorzuheben.
Er entschied sich ganz bewußt für den Namen „Kodokan-Judo“, um einer bestimmten Geisteshaltung besonderen Ausdruck zu verleihen. Kano entlehnte die Bezeichnung „Ju-Do“ (bzw. Jiu-Do, wie er selbst noch zu schreiben pflegte) aus einer anderen Schule, der Jikkishin-Ryu.
Er hat diesen Begriff nicht selbst erfunden sondern übernommen und stellte „Kodokan“ voran um sich vom Judo der Jikkishin-Schule zu unterscheiden. Das Ersetzen des „Jitsu“ (oder „Jutsu“) durch den philosophischen Begriff „Do“ trug der allgemeinen Entwicklung (von den Bujutsu- zu den Budo-Formen) Rechnung.
Der kriegerische Aspekt der Kampfkünste sollte in den Hintergrundtreten. Kanos Stil - und es handelte sich lediglich um einen Ju-Jitsu-Stil - war in jener Frühzeit des Kodokan noch nicht zu einem eigenständigen System mit exakt formulierten Lehrplan gereift.
Es basiert hauptsächlich auf den Wurftechniken der Kito-Ryu, sowie Schlag- und Hebeltechniken der Tenshin-Shinyo-Ryu. Diesen wurden später nach und nach Techniken anderer Schulen beigefügt.
Es war die ursprüngliche Absicht Kanos, die verschiedenen Stile des Jujitsu zu erhalten und im ganzen Land wieder populair zu machen. Dabei schwebte ihm eine Art nationales Jujitsu vor, daß die besten Techniken der verschiedenen Ryu (Schule/Stile) enthalten sollte, eine Art nationales „Super-Jujitsu“.
Um dieses Ziel verwirklichen zu können, war Kano auf die Mithilfe von Gleichgesinnten angewiesen.Er war selbst, wie schon gesagt, ausgebildet in Tenshin-Shinyo- und Kito-Ryu. In seiner Art galt er auch allgemein hin durchaus als Ju-Jitsu-Experte.
Er besaß zumindest ein umfangreiches Wissen über andere Stile, wenn auch mehr auf theoretischen, als auf praktischem Gebiet. Dies verwundert nicht, da man weis, daß er ein leidenschaftlicher Sammler alter Jujitsu-Bücher war.

2. Ju-Jitsu als Grundstock für Aikido

Im 12. Jahrhundert gründete General Shinra Saburo Yoshimitsu ein System von Techniken gegen die besonders verwundbaren Hände und Handgelenke. Er nannte dieses Kampfsystem Daito-Ryu-Jujutsu.
Diese Techniken waren unter anderen die Vorläufer des Aikido.

Am 14.12.1883 wurde Morihei Uyeshiba als Sohn von Yoruku und Yuki Uyeshiba in Tanabe (in der Nähe von Osaka) geboren.
Er war von Geburt an klein und schwächlich. Deshalb wurde er als kleiner Junge täglich von seinem Vater zum Schwimmen mitgenommen.
Im Alter von 7 Jahren studierte er bei Priester Mitsujo Fujimoto im Jizoj-Tempel, wo er Lesen, Schreiben und Rechnen lernte. In diesem jungen Alter fing er bereits mit Sumo an.
Im Homaji-Tempel studierte er Zen. Mit 13 Jahren wurde er zur Schule von Tanabe zugelassen. Nach der Schule arbeitete er in der Steuerkasse von Tanabe, wo er für die Grundsteuer zuständig war.
Dann ging er nach Tokyo, wo er als Laufbursche bei einem Großhändler arbeitete. Im Frühling 1902 mietete er sich einen Laden im Geschäftsviertel von Tokyo und verkaufte Schreibartikel an die Studenten des Viertels.
In Tokyo lernte er bei Tokusaburo Tozawa Tenshin-Shinyo-Ryu-Jujutsu, bei Masakatsu Nakai Gotoha-Yagyu-Ryu, bei Masanosuke Tsuboi Yagyu-Jujutsu-Ryu, ebenso in der Sojitsu-Speerschule, der Kito-Schule, der Iso-Jujutsu-Schule
und in der Kashima-Shinto-Schule.
1906 wurde er aus der Armee entlassen und kehrte nach Tanabe zurück, wo er ein Dojo für den Judo-Meister Kiyoichi Takagi einrichtete und selbst Judo trainierte.
1908 bekam er von Meister Nakai sein Diplom. 1915 traf er im Hotel Kobuta in Engaru den großen Meister der Daito-Ryu-Schule Sokaku Takeda.
Dieser erkannte in ihm sofort eine ungewöhnliche Persönlichkeit und beschloß ihn in die Geheimtechniken des Daito-Ryu einzuweihen. Am 5. März 1915 trainierte Uyeshiba unter Sokaku Takeda 10 Tage lang.
Als er dann nach Shirataki zurückgekehrt war, eröffnete er dort ein Dojo und lud Meister Takeda dorthin ein.
Vom 28. April bis zum 15. September 1922 hatte er Takeda zu Gast, der ihn nochmals unterrichtete und ihm dabei das begehrte Diplom des Daito-Ryu-Jujutsu überreichte. Er wurde nun sehr rasch bekannt, als er verschiedene Wettkämpfe gegen berühmte BUDO-Kämpfer gewonnen hatte.
Wegen den Veränderungen die Uyeshiba vorgenommen hatte, verbot Takeda ihm 1924 die Benutzung des Namens Daito-Ryu-Jujutsu, so nannte Uyeshiba sein BUDO Daito-Ryu-Aiki-Jujutsu.
Im April 1931 eröffnete er ein neues Dojo und gab ihn den Namen „Kobukan“. Vom 20. März bis zum 7. April gab Takeda im Kobukan nochmals ein Lehrgang in Daito-Ryu-Jujutsu, Uyeshiba nannte sein BUDO bereits Aiki-Budo.
Uyeshiba wurde nun vom Judo-Begründer Kano besucht, der von der neuen Kampfkunst gehört hatte. Dieser schickte sofort einige seiner Schüler, die sich dem Aiki-Budo-Studium widmeten.
1932 wurde ein japanischer BUDO-Verband aller Kampfkünste gegründet und Uyeshiba wurde zum Präsident dieser Organisation ernannt. 1940 begann sich die Einstellung zu seinem BUDO zu ändern, als er einen Herausforderer schwer verletzte.
Seither sind Wettkämpfe im Aikido untersagt. 1942 bekam sein BUDO den endgültigen Namen: AIKIDO
Die letzte Vorführung gab er am 15.01.1969 im Alter von 86 Jahren. Bis zu seinem Tode trainierte er täglich! O-Sensei Morihei Uyeshiba verstarb am 26. April 1969.

3. Die Entstehung des Ju-Jitsu

Ju-Jitsu, die sanfte Kunst, welche gewöhnlich in Europa Jiu-Jitsu genannt wird, ist die Kunst der waffenlosen Selbstverteidigung, wobei es mehr auf Selbstbeherrschung, Überlegung und Gelenkigkeit aus auf Kraft ankommt.
Dies heißt aber nicht Ju-Jitsu wäre ohne jegliche Kraft. Der Ursprung des Ju-Jitsu geht vermutlich bis auf die indische Heilmassage-Kunst zurück, welche über 100 schmerz- und lebensempfindliche Stellen am menschlichen Körper kennt.
Von Indien kam die Kunst nach China, um 1650 wurde sie in Japan eingeführt. Der Chinese Chin Gempin, welcher sich in Owari niederließ und dort 1671 verstarb, weihte nach seiner Aufnahme in den Samurai-Stand zuerst die Adeligen von Edo (das heutige Tokyo) in diese geheimnissvolle Kunst ein, welche dem Volk gegenüber stets streng geheimgehalten wurde.
Schon nach kurzer Zeit bürgerte sich das Ju-Jitsu bei allen Samurai ein und entwicklete sich rasch zu einem System der Selbstverteidigung ohne Waffen, das der Adel mit dem Ziel anwendete, den Gegner kampfunfähig zu machen oder zu töten.
Bereits Ende des 17. Jahrhunderts war Ju-Jitsu eine der ersten Pflichten eines jeden Samurai und wurde im Bushido festgelegt.

Die Grundlage des Ju-Jitsu lautet: „Einen Schritt zurück!“

Das Ju-Jitsu, einen kriegerische Kampfkunst, kann nicht als Kontaktwettkampf betrieben werden, weil es dazu bestimmt ist zu zerstören, selbst wenn in den letzten Jahrzehnten Mitgefühl und Philosophie dazu beigetragen haben, den tödlichen Karakter dieser Kampfkunst zu mildern.
Das bekannte Ju-Jitsu-Kumite (eine Mischung aus Karate, Judo und Boxen) ist eine Art Kickboxen und hat nichts, aber auch rein garnichts, mit dem traditionellen Ju-Jitsu zu tun. Ebenso hat das zur Zeit an Bekanntheit wachsende Brazilian Ju-Jitsu nichts mit dem japanischen Ju-Jitsu gemein
Es handelt sich bei BJJ um eine "Weiterentwicklung" des Judo, wobei sich verstärkt auf den Bodenkampf konzentriert wird. Es ist wie Judo heutzutage, sehr Wettkampf-orientiert.
Die Entwicklung der traditionellen japanischen Kampfkünste (Bujutsu oder auch Bugei, Kriegsdisziplinen) basiert einerseits auf der politischen (lange Zeit innere Kriege) und andererseits auf der religiösen, kulturellen und gesellschaftlichen Gegebenheiten (Shintoismus, Zen und Konfuzianismus).
Schätzungen zufolge hatte Japan gegen Ende des 16. Jahrhunderts etwa 2 Millionen Krieger, daß entsprach ca. 8% der Einwohner Japans.
Der europäische Durchschnitt lag zur selben Zeit etwa bei 1% der Bevölkerung. Dies zeigt die Bedeutung des Kriegshandwerks in Japan. Dies erklärt auch die vielzahl von Bujutsu/Bugei, die heutzutage von den Forschern angegeben werden:

zum Beispiel: Fujita Seiko spicht von 34 Disziplinen und Watatani von 44.

Weitere Forschungen lassen sogar darauf schließen das es 50 sind. Davon War Ju-Jitsu nur eine und gegenüber den klassischen Waffenkampfkünsten eine untergeordnete / ergänzende Kampfart.
Vielerlei Einflüsse, besonders aus China, prägten das Ju-Jitsu im Verlauf seiner Geschichte, doch waren davon nicht alle „Handkampfmethoden“ in gleicher Weise betroffen. Hinweise auf japanische Vorläufer (Daito-Ryu-Jujutsu, daß sich nur auf Hände und Handgelenke konzentrierte.
Das allgemeine Ju-Jitsu, mit Tritten, Würfen, Schlägen, Würger und Hebel kam später) finden wir bereits in den Quellen der japanischen Mythologie, wie auch in den ältesten Chroniken des Landes, soweit sie erhalten blieben:

zum Beispiel: Kojiki und Nihon Shoki 8. Jahrhundert

Die uralten Grundlagen des Ju-Jitsu sind Sumai, Sumo und Kumiuchi.

Die verschiedenen Zeitperioden in der Geschichte des Ju-Jitsu ist für manche sehr verwirrend (Kojiki und Nihon Shoki aus dem 8. Jahrhundert, Daito-Ryu-Jujutsu aus dem 12. Jahrhundert und die vermutliche Einführung durch Chin Gempin ca. 1650).
Wir müssen immer daran denken das z.B. das Daito-Ryu-Jujutsu nur 2 Angriffsziele kennt und damit nur ein Bruchteil der Angriffsziele des „vollständigen“ Ju-Jitsu. Es ist wahrscheinlich so, daß die Chinesen grob die bereits vorhandenen Jujutsu-Arten einige Kung-Fu - etc. Techniken beifügten.
So kam einen Kampfart nach Japan, daß durch die Japaner zum jetzigen „wirklichen“ Jujutsu perfektzioniert wurde. Man kann an dieser Stelle leider nur von Vermutungen ausgehen! Die ältesten Grundsteine des Jujutsu kommen allerdings unangezweifet aus Japan: Sumai, Sumo und Kumiuchi.

Einige „Experten“ behaupten sogar, das Ju-Jitsu ursprünglich seine Wurzel in Europa hat. Diese Behauptungen wurden jedoch nie bewiesen.

Im 14. und 15. Jahrhundert kam das alte, echte Kampfringen zu seinem Höhepunkt, verlor danach seine bedeutung für das Schlachtfeld, da die Kampftaktik allgemein vom Kampf Mann gegen Mann hin zum Massenkampf geändert wurde.
Dies wiederum führte Sumo zu einer sportlichen Popularität. Die Aspekte des alten Sumai jedoch flossen ins Ju-Jitsu ein.
So stützte sich, um nur ein Beispiel zu nennen, die berühmte Takeuchi-Schule bei der Schaffung ihres Ju-Jitsu-Stils, dem Kogusoku, eindeutig auf jenes alte Kampfringen, das, wie bereits aufgeführt, zuvor zur Bildung des Kumiuchi geführt hatte.
Die Tokugawa-Periode (1603-1868) war zweifellos die Epoche, in der die wichtigsten Bujutsu-Ryu florierten. Einige dieser Ryu und ihre Ju-Jitsu-Methoden werden nachstehend exemplarisch aufgeführt:

Tenshin Shoden Katori Shinto Ryu → Yawara-Ge
Takeda Ryu → Aiki-Jujitsu
Yagyu Shingan Ryu → Kumiuchi
Yagyu Shinkage Ryu → Yawara-Gi
Genkai Ryu → Yoroi Kumiuchi
Muteki Ryu → Yawara-Riki
Araki Ryu → Tori-Do
Shinden Ryu → Ashi-Garami
Tsutsuni Hozan Ryu → Kumiuchi
Nagao Ryu → Taijutsu & Kakushi-Jutsu
Oguri Ryu → Wa-Jutsu
Take(no)uchi Ryu → Kogusoku
Daito Ryu → Daito-Ryu-Jujutsu & Aiki-Jujutsu
Fukuno Ryu → Wa-Jutsu

Das Ju-Jitsu selbst wurde ebenfalls oft in Verbindung mit Waffen ausgeübt.
Das heißt, diese wurden direkt in die Ausführung der Technik mit einbezogen. Man spricht sogar von einer eigenen Teildisziplin, dem Kakushi-Jutsu, einer Methode der Verwendung geheimer oder sogenannter „diskreten“ Waffen wie z.B. kleine Stöcke, in bestimmter Weise geformte Metallstücke, Schlagringe Wurfscheiben (Shuriken) ect .
Weiter wurden noch Axt, Haken, Sichel, Kette, Eisenstab, Metallringe oder verschiedene andere Werkzeuge der Samurai in Verbindung mit Ju-Jitsu eingesetzt. Dies wiederum klärt die Entstehung des „Allround-Ju-Jutsu“: Nin-Jutsu.
Von den Waffendisziplinen waren Ken- und Bojutsu besonders bedeutsam für das Ju-Jitsu.
Was Kenjitsu betrifft, übten sich viele Ju-Jitsu-Ryu in Umgang mit einer Katana (Langschwert) und Metezashi (kurzer Dolch).
Was Bo-Jutsu anbelangt, befaßten sich viele mit Stöcken wie Rokushaku-Bo (180 cm), Tan-Bo (kurzer Stock), Yonshaku-Bo (120 cm) und Ko-Bo (der kleinste, in der Hand gehaltene Stock).
Angesichts dieser Tatsachen wird es unbestreitbar klar, daß Ju-Jitsu niemals eine sogenannte „waffenlose“ Kampfkunst war. Vielmehr handelte es sich um eine Art des handgreiflichen Kampfes (unter Einsatz des ganzen Körpers).
Vor der Tokugawa-Zeit war Ju-Jitsu auf 2 Hauptpunkte: um Gefangene zu machen und um im Kampf die Oberhand über den Gegner zu erlangen oder zu behalten.

Niemals hätte ein Bushi zugunsten des Ju-Jitsu auf den Gebrauch seiner Waffe verzichtet.

Er kannte seine Grenzen und hätte gegen einen bewaffneten Gegner nur im höchsten Notfall waffenlos gekämpft, da die Weigerung zum Kampf oder die Flucht, den sicheren Tod bedeutet hätte.

Fazit:

Es ist also nicht auszuschließen das die Chinesen ihre Finger in der Geschichte des Ju-Jitsu hatten, dennoch ist es von den Japanern perfektzioniert und geformt worden.

Das heißt 20 % chinesichem plus 80 % japanischem gleich Ju-Jitsu.
Es ist völlig berechtigt wenn man Ju-Jitsu als ursprünglich japanische Budosportart angibt.

Ju-Jitsu, die sanfte Kunst der japanischen Selbstverteidigung.

4. Begriffserklärung aus historischer Sicht

Das Ju-Jitsu (Ju-Jutsu) kam Ende des 17. Anfang des 18.Jahrhunderts auf.
Es ist eine Sammelbezeichnung für zahlreiche, verschiedene Methoden des Handkampfes unter teilweiser Einbeziehung von Waffen oder anderer Hilfsmittel.

JU (dshu) sanft, flexibel, unterordnend

JITSU (dshits) eine durch unablässiges Üben erlangte Fähigkeit, die Kunst

Das Wesen von Schrift und Sprache der Japaner läßt verschiedene Interpretationen von „Ju“ zu:

1. „Ju“ sanft

Also ist „Ju-Jutsu“ die „sanfte Kunst“ mit dem Grundsatz „Ein Schritt zurück“
Diese Interpretation führte in weiterer Folge zu einem, auch heute noch weit verbreiteten Irrtum, Das Ju-Jitsu jene Kampfkunst sei, die keinerlei Kraft erfordere.
„Ju“ im Sinne von „sanft“ sollte aber ursprünglich den Unterschied zu den, an die klassischen Hauptwaffen gebundenen Disziplinen hervorheben, denen gegenüber das Ju-Jutsu vergleichsweise „sanft“ erschien.

2. Wesentlich sinnvoller ist jedoch die 2. Interpretation wonach „Ju“ eine allgemeines Strategieprinzip ausdrückt, nämlich das „Flexibilitätsprinzip“.
Dies bedeutet die Anpassungsfähigkeit an jegliche, vom Gegner aufgezwungene, Situation. „Ju“ bedeutet also demnach „flexibel bleiben“, „sich einer Situation anpassen“, nicht unbedingt nachgeben oder sogar Verzicht auf Kraft.

Yawara:

Früher gab es die Bezeichnung „Yawara“, die erstmals im 11. Jahrhundert im Manuskript „Kojaku Monotogari“ (alte und neue Geschichten) auftauchte. Die Zeichen für „Yawara-Jutsu“ können auch als Ju-Jitsu gelesen werden. „Yawara“ entspricht dem „Ju“, erstere Bezeichnung resultiert aus der japanischen letztere aus der chinesichen Leseweise.

5. Definition des Nihon Jujitsu

Historische Definition

Nihon Jujitsu ist die Sammelbezeichnung jener japanischen Methoden des vorwiegend waffenlosen Kämpfens, die als Teil der traditionellen Kriegsdisziplinene (Bugei) vor allem in Ergänzung zu den klassischen Hauptwaffen entwickelt wurden und zumeist eine im Vergleich zu diesen untergeordnete Rolle spielten.

Technische Definition

Nihon Jujitsu ist eine System von Wurf-, Hebel-, Tritt-, Schlag- und Würgetechniken, die in Verbindung mit Methoden des dynamischen Körpereinsatzes zur Anwendung gebracht werden, wobei dem namengebenden Prinzip des „Ju“ (Flexibilitätsprinzip), womit die geistige und physische Anpassungsfähigkeit an jegliche, vom Gegner aufgezwungene Situation gemeint ist, eine zentrale Bedeutung zukommt.

6. Bezeichnung Nihon Jujitsu und Gaijin Jujitsu

Der Gebrauch der Bezeichnung „Nihon Jujitsu“ (N.Jujutsu) erscheint zunächst befremdlich, bedeutet dieses doch „Japan-Jujitsu“. Ju-Jitsu ist doch eine japanische „Erfindung“, wozu also der Zusatz „Nihon-“ (Japan-) ?

Diese besondere Betonung des japanischen in der Bezeichnung wurde von japanischen Autoritäten (Organisationen / Sensei) - weil heute dringend (nach japanischem verständnis) notwendig - eingeführt, um das authentische japanische Ju-Jitsu abzugrenzen gegen die vielen nicht-japanischen Formen, die sich gleicher oder ähnlicher Bezeichnungen bedienen (z.B. BJJ).
Meistens sind es solche Personen die keine oder unzureichende Ausbildung in einer Budosportart haben, die zu solchen betrügerischen Mitteln greifen um daraus Profit zu schlagen.
Dieses „Gaijin Jujitsu“, daß Jujitsu der Ausländer“, wie die Japaner sagen, hat mit dem authentischen, in Japan betriebenen Ju-Jitsu wenig, zumeist jedoch garnichts zu tun.
Dies ist jedoch im Mangel an Zugangsmöglichkeiten zu japanischen Ryu und Sensei zu begründen, welches jedoch in der heutigen Zeit kaum noch vor kommt.
Wer jedoch in seiner „Sensei-Ahnenreihe" einen japanischen Sensei, der in Japan Jujitsu gelernt hat, vorweisen kann (über Persönlichkeiten wie z.B. Erich Rahn), kann sicher sein das er das originale Nihon-Jujitsu studiert.
Es Kommt dabei nicht auf den Namen des Ju-Jitsu-Verbandes, dem man zugehörig ist, an. Zumal in Deutschland man irriger Weise davon ausgeht das Ju-Jitsu, Ju-Jutsu und Jiu-Jitsu völlig unterschiedliche Stile sind.
Dies resultiert jedoch lediglich aus den verschiedenen Auffassungen der Verbände. In Japan, also dem Mutterland, existiert diese Auffassung nicht , zumal die Begriffe Ju-Jitsu, Ju-Jutsu und Jiu-Jitsu einfach verschiedene Weisen der Aussprache bezüglich des Kanji-Zeichens sind.
Ob einer wirklich ein Meister ist sieht ein Profi sofort, aber für einen Laien ist es fast unmöglich.
Ein richtiger Meister braucht mindestens 4 Jahre bis zum 1. Dan. Deshalb vorsicht bei SV-Kursen, man sollte sich immer nachweisen lassen, daß der Ausführende dafür kompetent ist.
Man beachte: ein schwarzer Gürtel macht noch keinen Meister; und ist noch kein Meister vom Himmel gefallen Das Lernen beginnt erst beim 1.Dan .

- Ende des Auszuges -

Was ist der Unterschied zwischen Ju-Jitsu und Ju-Jutsu ?

Grundsätzlich handelt es sich bei Jiu-Jitsu, Ju-Jutsu, Ju-Jitsu und Jiu-Jutsu nur um die Übersetzung japanischer Schriftzeichen in lateinische Buchstaben. Eigentlich gibt's da keinen Unterschied. In Deutschland muß man allerdings etwas genauer differenzieren : Im allgemeinen bezeichnet Jiu-Jitsu / Ju-Jitsu die traditionelle japanische Form der Selbstverteidigung, während Ju-Jutsu sich auf eine 1968 in Deutschland geschaffene Kombination verschiedener Kampfsportarten bezieht. In diesem Ju-Jutsu werden (abhängig vom Verband) z.B. Wettkämpfe durchgeführt, die - durch das Ausklammern besonders böser Techniken und ein aufwendiges Reglement - eine weitgehend verletzungsfreie Auseinandersetzung zwischen zwei Kämpfern ermöglichen. Inwieweit sich das mit dem traditionellen Verständnis von Selbstverteidung veträgt, nun, darüber darf gestritten werden. Die Unterschiede in den bezeichnungen (Ju-Jitsu, Jiu-Jitsu und Ju-Jutsu) sind nur eine Folge von den Bemühungen der jeweiligen Verbände sich von den anderen abzugrenzen. Im traditionellen Ju-Jitsu existiert solch ein Reglement nicht, deshalb gibt's auch keine Wettkämpfe. Das heißt allerdings nicht, daß im Ju-Jitsu am laufenden Band Tote erzeugt werden

Wie gefährlich ist Ju-Jitsu ?

Ju-Jitsu ist genau so gefährlich wie Autofahren, hält man sich an gewisse Regeln (Konventionen im Training) und nimmt Rücksicht aufeinander ist die Verletzungsgefahr gering. Hält man sich nicht an diese Regeln kann auch ein Auto zu einer tödlichen Waffe werden. Erfahrungen zeigen jedoch das sich die meisten Ju-Jitsukas eher bei anderen Sportarten verletzt haben.

Wer kann Ju-Jitsu betreiben?

Vom Prinzip her jeder. Viele Techniken im Ju-Jitsu setzen die Kraft des Gegners gegen ihn ein. Die für die übrigen Techniken notwendige Kraft und Beweglichkeit eignet man sich im laufe der Zeit an. Allerdings ist das mindestalter 13 (Entscheidung des Sensei) und man sollte nicht schon beim Eisessen ins Schwitzen kommen, den das Training ist nicht ohne.

Was bringt das Ju-Jitsu Training mir?

Neben der Fitness schult Ju-Jitsu die Reflexe und die Koordinationsfähigkeit. Die steigerung der Beweglichkeit und des räumlichen Sehens sind auch in anderen Sportarten von großem Vorteil. Nach wenigen monaten zeigen sich erste Trainingserfolge, die das Selbstwert gefühl steigern, dieses neue Selbstbewusstsein zeigt sich auch im Alltag. Um es allerdings klar zu stellen, hier werden keine Karate Kids oder "Streetfighter" herangezogen, die nach wenigen Wochen einen erfahrenen Kämpfer besiegen können. Bis man die erlernten Techniken sinnvoll und instinktiv einsetzen kann, kostet es viel Schweiss und Arbeit. Auf dem Weg zur Meisterschaft (DAN) muß man mit viel Muskelkater und einigen blauen Flecken rechnen. Es soll niemand abgeschreckt werden, aber es ist unseriös zu behaupten mit Ju-Jitsu werde man innerhalb weniger Monate eine tödliche Kampfmaschine, das geht nämlich nur im Film.

Ju-Jitsu behinhaltet folgende Technikgruppen:

• Tritttechniken (inkl. Knie)

• Schlagtechniken (inkl. Ellebogen)

• Wurf- und Sicheltechniken

• Würgetechniken

• Hebeltechniken

• Bodentechniken

• Waffentechniken


Auch das Ju-Jitsu kennt 4 verschiedene Kampf-Distanzen:

• Trittdistanz

• Schlagdistanz

• Nahdistanz (Clinch)

• Boden


Graduierungs- und Bezeichnungssystem des Ju-Jitsu (allgemein)
Die Kindergrade des GJV NW e.V sind nicht enthalten
6. Kyu weiß
5. Kyu gelb
4. Kyu orange
3. Kyu grün
2. Kyu blau
1. Kyu braun min. 16 Jahre (GJV NW e.V.)
1. Dan schwarz min. 18 Jahre (GJV NW e.V.) Senpai
2. Dan schwarz min. 20 Jahre (GJV NW e.V.) Senpai
3. Dan schwarz min. 23 Jahre (GJV NW e.V.) Sensei
4. Dan schwarz min. 27 Jahre (GJV NW e.V.) Sensei
5. Dan schwarz min. 32 Jahre (GJV NW e.V.) Shihan
6. Dan rot-weiß keine offizielle Regelung innerhalb des GJV NW e.V. Shihan
7. Dan rot-weiß keine offizielle Regelung innerhalb des GJV NW e.V. Shihan
8. Dan rot-weiß keine offizielle Regelung innerhalb des GJV NW e.V. Shihan
9. Dan rot keine offizielle Regelung innerhalb des GJV NW e.V. Shihan
10. Dan rot keine offizielle Regelung innerhalb des GJV NW e.V. Shihan

Zusatz-Titel abhängig vom Verband / Organisation
Hinweis Der Goshin-Jitsu Verband NW e.V. führt keine Zusatz-Titel
Renshi ab den 4. Dan und höher
Kyoshi ab dem 6. Dan Renshi und höher
Hanshi ab dem 8. Dan Kyoshi und höher
Meijin ab dem 10. Dan Hanshi

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